Kuhhaltung in Kirgistan

Zur Armutsbekämpfung in der Entwicklungszusammenarbeit ist das Schenken von Nutztieren ein beliebtes Instrument – auch in Kirgistan. Doch dabei wird das Wohl der Tiere und die tatsächliche Situation der begünstigten Familien oft vernachlässigt.

Uplift, ein Verein, der sich für Familien mit chronisch kranken Kindern einsetzt, wollte wissen, inwieweit ein von Rotary Kirgistan finanziertes Projekt tatsächlich zu einer nachhaltigen Projektarbeit für Mensch und Tier führen kann. In Zusammenarbeit mit der Welttierschutzstiftung wurde zur Klärung dieser Frage eine Studie im Zeitraum vom Oktober 2016 bis Februar 2017 durchgeführt. Befragt wurden Begünstige, Verantwortliche aus diversen kommunalen Vertretungen, private und staatliche Tierarztverbände, Projektmitarbeiter und Freiwillige sowie andere NROs.

Uplift hatte große Bedenken, da zum Beispiel bei dem Erwerb der Kühe auf keine tierärztliche Expertise zurückgegriffen werden konnte und ebenso die Vermutung im Raum stand, dass die Kühe weder angemessen gehalten, noch ausreichend Geld für das Winterfutter da sein würde. Diese Befürchtungen wurden von der Organisation als riskant und problematisch für den Projekterfolg eingeschätzt.

Ziel der Zusammenarbeit mit der Welttierschutzstiftung war es, Kriterien für das Kuhwohl und die Kuhgesundheit zu entwickeln, die Tiere auf dem Viehmarkt zu untersuchen und die sozioökonomischen Auswirkungen bei den Familien zu analysieren.

 

Die Ergebnisse im Untersuchungszeitraum bestätigten Uplifts Bedenken:

Auf dem Viehmarkt wurden einige Tiere im Verkauf dokumentiert, die vom Tierarzt als nicht gesund oder aufgrund ihres Alters als nicht geeignet eingestuft wurden. Ohne tierärztliche Begleitung wäre dieses Manko nicht erkannt worden. Viele der neuen Kuhbesitzer äußerten gegenüber dem Tierarzt Beratungsbedarf, insbesondere in Bezug auf Fragen der tierärztlichen Versorgung. Als Ergebnisse wurde unter anderem festgehalten, das Tierschutzbestimmungen und Standards für das Wohl der Kuh definiert werden müssen. Auch gilt die Frage zu klären, wer eine Kuh bekommt und welche Rahmenbedingungen gleichzeitig zu erfüllen sind. Die Auswahl von Familien muss hinsichtlich der personelle Kapazitäten, Rahmenbedingungen für die Kuhhaltung und dem Interesse an der artgerechten Haltung sorgfältig getroffen werden. Gleichzeitig müssen die Familien vor dem Erhalt der Kuh ein komplexes Training zum Thema artgerechte Kuhhaltung und Kuhwohl durchlaufen. Auch braucht es eine systematische tierärztliche Versorgung und eine verbindliche Kooperation mit den lokalen privaten und staatlichen Anlaufstellen. Hinsichtlich des sozioökonomischen Gewinns empfiehlt sich eine Kurzanalyse des jeweiligen Haushaltsbudgets und der zu erwartenden Rentabilität.

Die Studie hat gezeigt, dass auch einkommensschaffende Maßnahme eine genaue Analyse des Umfelds brauchen. Heute gibt es eine bessere Vorstellung von den Haltungsbedingungen und dem Gesamtzustand der Tiere. Die im Rahmen der Studie befragte Bevölkerung wurde in vielerlei Hinsicht auf die Thematik aufmerksam gemacht und die Herausforderungen der Besitzer wurden besser verstanden.

Klar wurde, dass ohne das Nachhaltigkeitsmanagement von Uplift die von Rotary gespendete Kuh ein schweres Leben hätten. Wenn eine Kuh oder besser noch ein Schaf oder eine Ziege aber richtig eingesetzt werden, könnten sie eine wichtige Stütze der Familie sein. Milch und Milchprodukte gibt es dann in ausreichender Menge und auch die finanzielle Situation verbessert sich. 

Die Studie, die interessante Ergebnisse für bestehende und zukünftige Projekte mit Nutztieren in Kirgistan und anderswo lieferte, wurde von der Welttierschutzstiftung finanziert.

Ihre Ansprechpartnerin für Fragen:

Karin Siegmund
Vorständin der Welttierschutzstiftung

Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: ks@welttierschutz.org